Beerenstark/ Kolumne Vegan World

Für das Magazin Vegan World schreibe ich die Kolumne Sophias vegane Welt.

Ihr bekommt die Printausgabe mit vielen spannenden Beiträgen und leckeren Rezepten gratis in vielen Biosupermärkten und Reformhäusern oder online.

In der aktuellen Ausgabe dreht sich alles um Beeren (oder um Bären??) – hier mein Text dazu.

Lass mich dein Himbär sein!“ oder warum diese Kolumne fast ohne ein tierfreies Rezept geschrieben worden wäre…

Neulich rief mich die Vegan World Redakteurin meines Vertrauens an um mir das Thema fürs kommende Heft mitzuteilen: „Es geht im Bären“ flötete es mir aus dem Telefon entgegen, „fällt dir dazu etwas ein?“.

Hochmotiviert und professionell wie immer entgegnete ich: „Logo, kein Problem, aber das mit dem in der Kolumne integrierten Rezept wird halt dann eher schwierig…“.

Daraufhin sie: „Wieso, ich bin mir sicher da fällt dir was ein!“.

Verwirrt legte ich auf. Wie? Ein Rezept mit Bären? Bärenfleisch ist für uns beide indiskutabel, genauso wie Bärenmilch (?!). Erwartete sie etwa, dass ich eine Anleitung für Hefegebäck in Form von Bären abliefern würde oder bei meiner Recherche auf eine Delikatesse wie von Bären durch ihren Kot fermentierte Kaffeebohnen stoßen würde?

Immerhin konnte ich eine Vergangenheit als Bären-Expertin vorweisen. Ich hatte zwischen meinem 11. und 13. Lebensjahr leidenschaftlich Teddybären gesammelt. In einer Zeit in der es in meinem Freundeskreis sehr in war Dinge wie Coladosen, Trinkbecher in Rauchglasoptik mit Flamingo-Print von Leonardo oder Plastikschnuller/ Haartrolle zu sammeln, entschied ich mich für die Welt der harmlos verkitschten Plüschbrüder des Ursus arctos (gemeiner Braunbär). In dieser Transferzeit zwischen Kindheit und aufkeimender Pubertät verkörperten sie einerseits Spielzeuge, andererseits adoleszente Deko-Objekte, die ich bald in Fülle auf meiner Tagesdecke mit dem romantischen lila Rosen-Print platzierte.

Schnell sprach sich meine neue Leidenschaft herum und ich bekam von allen Freunden und Verwandten nur noch Teddy-Kram zu Weihnachten und zum Geburtstag. In Stofftierform, auf Sweatshirts gedruckt, auf Tellern oder golden an Ohrringen baumelnd dominierten die Viecher mein Leben. Als halber Teenager las ich heimlich die Bravo (Liebe, Sex und Zärtlichkeit) und offiziell ein Magazin namens Flohkiste. In der Flohkiste gab es monatlich eine Experten-Seite auf der kleine Mathe-, Briefmarken- und Fußball-Nerds über ihre Hobbys interviewt wurden. Und weil ich schon damals ein kleiner Klugscheißer war, schrieb ich einen Brief an die Flohkiste und bewarb mich als Teddybär-Expertin. Hatte ich doch bereits durch Exkursionen in das Nürnberger Spielzeugmuseum und in eine Sonderausstellung des Münchner Spielzeugmuseums fundiertes Wissen angehäuft.

Und so kam es, dass ich mit 12 mein erstes Telefoninterview gab:

Sophia Hoffmann, Teddybär-Expertin

 Ich konnte kaum gehen vor Stolz als ich das Belegexemplar in Händen hielt. Auf dem abgedruckten Passautomaten-Foto trug ich natürlich meine goldenen Teddy-Ohrringe.

Doch schon nach knapp 2 Jahren wurde ich der Bärchen-Welt schier über Nacht überdrüssig. Ich färbte mir die Haare mit Henna orange, zerlöcherte meine teuren Levis-Jeans kunstvoll mit Nagelfeilen (Mama, nicht die Fransen abschneiden, die sind das WICHTIGSTE!) und fing an Nirvana zu hören. Natürlich dauerte es eine ganze Weile bis sich bei meiner Verwandtschaft herum gesprochen hatte, dass mein Sammelwahn vorbei war. Und so bekam ich noch eine ganze Weile Bären-Kram zu den einschlägigen Feierlichkeiten. Igitt!

 Bis hierher war meine Kolumne bereits fertig als ich von besagter Redakteurin eine Email bekam in der schon im Betreff stand: „Sommerthema: Beeren“. Und ich so: „Ahhhhhhhhhhhh“.

 Jetzt wurde mir alles klar.

Him-, Erd-, Brom-, Stachel-, Johannis-, Heidelbeeren statt Braun-, Eis-, Kragen-, Brillen-, Lippen- und Pandabären!

Damit konnte ich natürlich auch kulinarisch mehr anfangen!

 Doch dann das nächste Problem: Für welche Beere sollte ich mich in meinem Rezept entscheiden?

Ich mag ALLE Beeren gleich gerne und alle schmecken am Besten wenn sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Reife befinden. Die fruchtige Frische der ersten vollroten Erdbeeren. Die überirdische und vollaromatische Süße hochsommerlicher Waldhimbeeren. Die angenehme Säure von Johannisbeeren, die so reif sind, dass ihre Haut bei Gaumenkontakt zerplatzt und sich ihr Inneres auf der Zunge ausbreitet. Mein Freund Peter hat es da leichter, er ist Himbeer-süchtig und ist jeden Tag im Sommer mindestens eine Schale Himbeeren. Natalie mag am Liebsten Heidelbeeren weil sie die Zunge so schön blau färben. Thomas isst überhaupt nur in den Tiroler Bergen selbst gesammelte Walderdbeeren. Ich entschied mich für ein Rezept, das mit allen Beeren gleich lecker schmeckt, die vielschichtige Crêpetorte. Im Grunde muss man dafür einfach einen Haufen dünne Pfannkuchen backen, warten bis sie abkühlen und sie mit Beeren und aufgeschlagener Kokosmilch zu einem Kuchen stapeln.

 Beerige Crêpetorte

 250 g Mehl (für die glutenfreie Variante verwende ich Buchweizenmehl)

250 ml bzw. 1 Tasse Sojamilch

300 ml Mineralwasser

2 EL Rapsöl

1 Prise Salz

2 EL Zucker

3 EL Sojamehl

500 g frische Bären äh Beeren

Pflanzenöl zum Braten der Crêpes

400 ml Kokosmilch, für mindestens 3 Stunden im Kühlschrank gekühlt

1 Päckchen Sahnesteif

In diesem Video zeige ich euch die Zubereitung:

 



Hinterlasse eine Antwort